Wie fit möchtest Du sein? Oder ab wann ist „man“ eigentlich fit?

wie fit moechtest du sein?ab wann ist man eigentlich fit?

Ein unüberschaubarer Markt

Tja, Fitness ist in aller Munde, vor allem in den ersten 2 Monaten des Jahres. Große Fitnessstudios, kleine Privatstudios, Fitnessboxen, Yogakurse, Lauftreffs, Fitness- und Lifestylezeitschriften, TV-Formate und Videos… und dann natürlich ein ganzes Arsenal an Fitnesstrackern gestalten den Fitnessmarkt.

Da kann man als Fitnesseinsteiger nur staunen und auch als Fortgeschrittener leicht den Blick fürs Wesentliche verlieren.

Wann bin ich eigentlich fit und wofür mache ich den „ganzen Käse“ ? Bin ich nur glücklich und zufrieden, wenn ich meinen Trainingsplan absolviert habe, mein Fitnesstracker mich lobt, meine täglichen 10000 Schritte absolviert sind und meine Figur der des Titelbildes von Men´s / Women´s Health gleicht?

Nehmen wir die täglichen 10000 Schritte und mich als Beispiel. Ich hatte heute einen Bürotag mit einem hohen Anteil konstruktiver Arbeit, sitzend, dann das normale Tagesgeschäft unterbrochen durch zwei kurze Termine, sitzend und jetzt am Abend sitze ich an diesem Blogbeitrag. Fast alles sitzende Tätigkeiten. Zwischendurch habe ich ein paar Mal aktivierende Übungen gemacht und einen kurzen Spaziergang nach dem Mittag. Es ist 21:30 Uhr, während ich hier schreibe und mein Schrittzähler zeigt gerade mal 3483 Schritte an, mit einem tief orangenen Balken. Ein ungutes Gefühl kommt auf. Wäre ich vorm Abendessen doch bloß die Stunde joggen gegangen, anstatt 2,5 km zu schwimmen, denn das Schwimmen wertet mein Schrittzähler nicht aus. Bzw. hätte ich bloß eine aktuelle App runtergeladen, die das Schwimmtraining mit einbezieht. Dann hätte ich ein apfelgrünes Topergebnis auf meinem Schrittzähler, hätte ein super Gefühl und würde mich richtig fit fühlen.

 

Gefühl vs. ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) – was zählt?

Ab wann bin ich nun eigentlich fit und habe das Recht mich auch so zu fühlen und zu betiteln? Wenn ich den Marathon unter 4 Stunden laufe, 50 saubere Liegestütze schaffe, von meiner Yogalehrerin vor der Gruppe für meine saubere Übungsausführung gelobt werde oder meine Fitnesstracker täglich grüne Balken zeigen?

Ich kenne Kurstrainer/-innen, die Powerkurse geben, aber nach 3 km Jogging zusammenbrechen. Ich kenne Yogalehrer/-innen, die gar nicht erst bei 3 km ankommen. Ich kenne Marathonis und Kraftsportler, die so verkürzt in der Muskulatur sind, dass es schon beim hingucken weh tut. Die mühen sich dann beim Yoga ab und können sich 2 Tage lang danach vor Muskelkater nicht bewegen… Wer ist nun fit und wer nicht?

Natürlich gibt es Parameter, die meine Fitness messen und im Vergleich zum Durchschnitt einstufen können. Sei es das Belastungs-EKG beim Arzt, eine VO2 Max. Messung als Leistungsdiagnostik oder eine Beweglichkeitsanalyse nach Janda bzw. die unzähligen Tests der unterschiedlichen Hersteller von Fitnesstrackern. Und natürlich macht es auch Sinn gerade zu Beginn eine Ist-Aufnahme zu machen, sich auf dieser Basis dann ein Ziel zu setzen und dieses Ziel dann zwischenzeitlich immer mal wieder zu kontrollieren. Das kann die Eigenmotivation extrem beflügeln. Ich habe in meiner Zeit als Sport- und Personal Trainer selbst natürlich mit solchen Tools gearbeitet, um die Ziele und Fortschritte meiner Sportler und Kunden zu visualisieren.

 

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Ganz wichtig aus meiner Sicht sind aber noch ein paar weitere Faktoren. Denn in diesem Blog geht es ja nicht um sportliche Höchstleistungen oder gar Weltrekorde. Dieser Blog hat den Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden.

Wie fühle ich mich?

Aus meiner Sicht ist das eigene Körpergefühl der wichtigste Faktor für meine Fitness. Fühle ich mich sauwohl, strotze ich vor Energie und habe ich bei meinem regelmäßigen Bewegungsprogramm (welcher Art auch immer) auch regelmäßig ein richtig gutes Gefühl, dabei und auch danach in der Regeneration? Dann ist das perfekt und alles andere zweitrangig.

Wie sehe ich aus und wie fühle ich mich damit?

Bin ich meinem Idealbild schon ganz nah, es fehlen die letzten 5 % / 2 kg / 30 Sek. auf 10 km … ich bin aber total frustriert, trainiere wie wild und denke an nichts anderes mehr. Oder fehlen vielleicht noch 20 % zu meinem Ziel, ich bin aber gut drauf, im Einklang mit mir und sehe den Weg wirklich als Ziel an und zwar mit Spaß. Klar, fitter ist der Erstere, aber ob er auch langfristig gesünder ist, sich wohler fühlt und mehr Lebensqualität hat? Ich kenne einige der 1. Kategorie. Die machen sich ordentlich Stress und Dauerstress hat bewiesener Maßen negative Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit. Für mich steht die Entscheidung fest, welche der beiden Beispiel günstiger für die Gesundheit ist, die ist aber selbstverständlich subjektiv.

Mache ich mir selbst gerade Stress der objektiv betrachtet unsinnig ist?

Ziele sind für die persönliche Weiterentwicklung in allen wichtigen Lebensbereichen wichtig und ich bin ein Freund von Zielen (hierzu werde ich zukünftig auch noch einen Blogbeitrag schreiben). Ziele dürfen groß sein, allerdings dann auch gerne mittel- bis langfristig. Zu große, kurzfristige Ziele, speziell im Sport- und Fitnessbereich verfehlen leider häufig das eigentliche Ziel und schlagen in Stress und Frustration um.

Ein Beispiel aus der realen Welt

Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus dem Breitensport, das ich hundertfach erlebt habe. Ein Manager, 45 Jahre möchte kommendes Jahr einen Marathon laufen. Als Kopfmensch geht er gezielt an die Sache heran, kauft sich ein Buch übers Laufen, besorgt sich gute Laufschuhe, eine Pulsuhr, etc. Er beginnt zu trainieren, regelmäßig und steigert das Pensum nach dem Trainingsplan im Buch. Er wird besser und das motiviert zusätzlich noch einmal. Und dann beginnen die ersten „Zipperlein“ (Ferse, Achillessehne, Knie, Hüfte, etc.). Er kann doch jetzt aber nicht das Pensum runterfahren, jetzt, wo er besser wird, er den Trainingsplan aus dem Buch einhalten muss, die schlechte Jahreszeit kommt, in der er „Kilometer fressen muss“, um dann im Frühjahr auch zum Marathon fit zu sein. Direkt zum Speziallisten geht er auch nicht, es ist ja nur ein leichtes Ziehen, das ist ja albern. Er trainiert weiter, das geht schon von selbst wieder weg und als dann ein paar Wochen später die Entzündung in der Achillessehne manifestiert ist, da ist es dann auch zu spät….

Natürlich gibt es auch ganz viele, bei denen die Herangehensweise und der Trainingsplan aus dem Buch funktioniert, denn es gibt sie ja die Marathon-Finisher. In dem Moment, in dem mir mein Körper jedoch signalisiert: „Stop! Problem.“, darf ich dem nachgehen, umdenken, die Strategie wechseln, einen Fachmann hinzuziehen und die Ursache herausfinden und dann auch den Plan und das Ziel verändern.

Schön ist, dass der Manager im Beispiel sich überhaupt anfängt für seine Fitness zu interessieren, denn das hat definitiv positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Das ist ein toller Impuls. Manchmal kommt dann aber ein Punkt, an dem ein Wechsel der Methode, ein zeitweises Zurückschrauben der Intensität und/oder ein Neujustieren des Ziels sinnvoll sein kann. Und hier ist es von Vorteil, wenn ich nicht getrieben bin und so mein Körpergefühl wahrnehmen kann.

Um beim Beispiel des Läufers mit angehenden Achillessehnenproblemen zu bleiben. Fatal wäre, und auch das kommt leider sehr häufig vor, wenn nun direkt gar nichts mehr gemacht wird, das Training auf Eis gelegt wird und der Kopf in den Sand gesteckt. Der Läufer kann auf´s Fahrrad wechseln, Schwimmen, Rudern, etc. den ganzen Körper trainieren, es gibt hunderte von Möglichkeiten, nur eben nicht die Achillessehne weiter belasten.

Erfolgreich in meinen Augen ist nicht der, der auf Biegen und Brechen jedes gesetzte Ziel erkämpft. Erfolgreich ist der, der immer wieder reflektiert, sich nicht zu schade ist eigene Überzeugungen durch neue Erkenntnisse zu widerrufen, seine Ziele und Strategien den Gegebenheiten anpasst und langfristig seine wirklich wichtigen Lebensziele erreicht. Und da kann es an den richtigen Stellen natürlich auch von Vorteil sein, sich mal so richtig durchzubeißen – aber halt nicht immer.

 

Ein paar Fragen zur Selbstreflexion

Nach meinen Ausführungen habe ich hier am Ende noch einige Fragen für Dich bereitgestellt, die Dir bei Deiner Selbstreflektion zu Deiner eigenen Fitness helfen sollen. Der Fokus hierbei ist die Gesundheit, wobei sich Gesundheit und sportliche Leistungen nicht generell ausschließen.

Ich wünsche Dir viel Spaß damit.

 

Passen Deine Fitness-Ziele in Deine aktuellen Lebensumstände rein?

Wieviel Zeit kannst Du realistisch für Deine Fitness investieren, ohne an anderer Stelle Stress zu bekommen?

Mit wem vergleichst Du Dich? Es wird immer jemanden geben, der besser ist als Du selbst (außer Du bist in einer Disziplin aktuell Weltmeister)? Wie viele sind schlechter als Du aufgestellt?

Brauchst Du die Vergleiche mit anderen wirklich? Wie fühlt sich Deine Fitness ganz objektiv betrachtet an?

 

2 Kommentare
  1. Thomas Meißner
    Thomas Meißner says:

    Hallo Frank,

    Sehr interessanter Artikel, insbesondere zum Thema Selbstreflektion. Aus meiner Sicht gehört etwas weiteres dazu, nämlich der Spaß am Sport und das Altersgerechte Training. Wie bei der Ernährung, ist auch beim Sport nicht immer höher, mehr oder weiter, sondern kleine Portionen mit Spaß. In diesem Sinne, Thomas

    Antworten

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